Weihnachtsfeier
Weihnachtsfeier, 14.12.2013 Wie jedes Jahr üblich, fand auch heuer wieder eine Weihnachtsfeier vom Gehörlosenverein Innsbruck statt, diesmal jedoch im Hotel "Grauer Bär". Es kamen nach und nach ca. 200 Gehörlose ebenso erschienen einige Poliktiker vom Bundessozialamt, der Grünen, dem Finanzamt und der Landessonderschule Mils zum grossen Saal. Nach den Ansprachen von Obfrau Hammer, Landesverbandsleiterstellvertreter Paul Steixner, Manfred Pittracher und anderen fand zum ersten Mal kein traditionelles Theater statt, dafür erzählte Daniela Karpitschka ein Märchen über „Der Wunschzettel“: Sehr geehrtes Christkind, liebes Jesukindlein! Mein Name ist Björn Wurzbauer und ich werde sieben Jahre alt.Ich bin nicht sicher, ob es dich wirklich gibt. Falls ja, schreibe ich dir jetzt diesen Wunschzettel. Falls nein, ist es sowieso wurscht und du brauchst ihn gar nicht lesen. Jetzt ist zwar erst der 2. September, aber ich habe mir gedacht, ich schreibe schon jetzt, dann kannst du die Sachen in Ruhe einkaufen und brauchst nicht so hudeln wie meine Mutter, wenn Besuch kommt. Außerdem kriegst du jetzt alles noch viel billiger, weil es im Angebot ist. Aber ich glaube, dass du die Sachen eh nicht bezahlen musst, weil du ja das Christkind bist. Oder stiehlst du sie vielleicht in einem großen Geschäft, wo es nicht auffällt, wenn etwas fehlt? Wahrscheinlich nicht, weil sonst würde dich dein Vater, der wo der Chef im Himmel ist, nicht mehr hineinlassen. Im Prinzip ist es mir wurscht, wo du die Sachen hernimmst. Hauptsache, ich kriege sie! Oma hat gesagt, die meisten Geschenke kriegt der, der wo das ganze Jahr schön der Mama folgt und immer das tut, was die Mama will. Ich habe gesagt: das ist der Papa. Da hat die Oma gelacht und gesagt, das gilt natürlich nur für Kinder und nicht für große Leute. Da war ich sehr froh. Ich mag zwar meinen Papa gern, aber dass er die meisten Geschenke kriegt, vergönne ich ihm nicht. Außerdem raucht er, wenn die Mama nicht daheim ist und als Belohnung, weil ich ihn nicht verrate, darf ich mir im Fernsehen einen greislichen Monsterfilm anschauen. Von uns Kindern bin ich bestimmt der bravere, weil meine Schwester, die wo erst fünf Jahre alt ist, ist ein wahrer Deifl. Sie hat mir zum Beispiel im Sommer einen ganzen Schübel Haare ausgerissen - wegen nichts und wieder nichts. Nur weil ich ihrem blöden Goldhamster ein Bier gegeben habe, wie sich nicht da war. Dann habe ich ihn in sein Laufrad gesetzt und zugeschaut, wie er läuft und es war recht lustig. Nach einer Weile habe ich ihn darin total vergessen, weil mein Freund Kevin gekommen ist und wir Fußball gespielt haben. Als nach einer Stunde meine Schwester heimkam, hatte sich das dumme Vieh schon derrennt... Sie hat geschrieen wie noch was und gesagt, dass ich ein Mörder bin, derweil war es ja praktisch Selbstmord. Er hätte nur das Rennen aufhören brauchen, aber er tat es nicht. Selber schuld. Und ein Schoppen Bier kann doch einem Hamster nichts ausmachen. Außerdem habe ich ihn eh nicht leiden können, weil er hat immer recht gemuffelt. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, ich bin und bleibe ein totaler Grobian. Dann haben sie den Hamster im Garten neben dem Kompost beerdigt. Als Sarg haben sie eine Bigmäc- Schachtel hergenommen - aber ohne Bicmäc. Ich musste zur Strafe einen Zettel schreiben. Den haben sie auf einem Holzstecken aufgespießt und neben das Grab hingesteckt. Darauf musste ich schreiben: Hier ruht mein Hamster Fridolin, erst lebte er, jetzt ist er hin. Schuld an dem Verdruss ist mein Bruder, die dumme Nuss. Da kannst du sehen, liebes Christkind, wie geschert meine Schwester ist. Zum Schluss hat sie noch ganz scheinheilig gesagt: "Herr, gib Fridolin die ewige Ruhe." Aber ich habe genau gemerkt, dass sie mich meint, weil sie mich so angeschaut hat. Ich beantrage hiermit, dass du ihr heuer nichts bringst, höchstens eine leere Schachtel, wo ein Zettel drin liegt und darauf soll stehen: "Wer seinem Bruder wegen nichts und wieder nichts einen Schübel Haare ausreißt, kriegt vom Christkind einen Dreck!" Dann hat sie es. Ich wünsche mir dafür heuer etwas mehr, damit es sich wieder ausgleicht. Ich bräuchte unbedingt ein Fahrrad mit 21 Gängen, weil ich bin in der Klasse der einzige, der wo nur 3 Gänge hat. Mein altes Rad mit den 3 Gängen kannst du dafür mitnehmen und einem armen Negerkind in Afrika bringen. Für ein solches sind 3 Gänge schon ein totaler Wahnsinn. Dann bring mir bitte noch einen Extra-Fernseh für mein Zimmer, damit ich nicht immer den Käse anschauen muss, den meine Mutter und mein Vater sehen wollen. Die schauen die ganze Zeit Tok-Schous und so Zeug an. Weißt du, Tok-Schous sind Sendungen, wo lauter Narrische dortsitzen und über was reden, was keinen interessiert. Außerdem brauche ich noch einen Dress vom FC Bayern München und vorsichtshalber vom FC Kaiserslautern, falls diese Hundlinge wieder deutscher Meister werden. Sonst fällt mir momentan nichts ein. Du könntest mir aber noch ungefähr 1000 Mark in bar bringen, falls mir später noch etwas einfällt. Dann kaufe ich es mir selber und du hast nicht soviel Arbeit mit mir. Bitte vergiss nichts, weil sonst bin ich enttäuscht. Und in der Zeitschrift, die wo meine Mutter immer liest, steht drin, wenn ein Kind oft enttäuscht wird, wird es psychisch gestört und später eventuell richtig narrisch. Das willst du doch bestimmt nicht, oder? Hochachtungsvoll Dein Björnspan> Nachher gebärdeten die Funktionäre des Gehörlosenvereines IBK das bekannte Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Im Anschluss dran wurde ein gutes Essen serviert und es gab gemütliche und nette Unterhaltungen bis etwa gegen 21 Uhr, dann fuhren ein Teil der Gehörlosen heim und die übriggeblieben anderen trafen sich im kleinen Saal vom Gehörlosenverein. Dort feierten sie bis in der Früh weiter. Diese Organisation wurde ermöglicht durch Andrea und Misco Verdross. Recht herzlichen Dank an die beiden. Auch ein großer Dank an die Funktionäre, die ein Essen, einen M-Preis Gutschein sowie die Infozeitung an alle Mitglieder gegeben haben. Ebenso Dank an die DolmetscherInnen.
Bericht von Angelika Slamik